Drei Spiegel der Selbstinszenierung
In meiner fotografischen Trilogie begegnen wir einer Frau in drei Rollen – drei Inszenierungen, drei Kontexte, drei Deutungen. Die Arbeiten spielen mit Symbolik, Körperhaltung und Bildsprache, um existenzielle Fragen der Gegenwart zu reflektieren: Wie frei sind wir in einer Welt, die ständig sieht, bewertet und gestaltet? Wo beginnt die Selbstermächtigung, wo endet sie im Schein?

Ein stilles Bild mit großer Spannung.
Die Frau blickt auf ihr Smartphone, scheinbar versunken, während ein Goldfisch im Glas vor ihr seine Kreise zieht – unter ständiger Beobachtung.
In Anlehnung an Michel Foucaults Konzept des Panopticons wird sichtbar: Auch ohne sichtbaren Beobachter funktioniert das System der Kontrolle.
Das Smartphone wird zur normierenden Instanz der digitalen Öffentlichkeit.
Gold als wiederkehrendes Motiv verweist auf die ökonomischen Strukturen, die hinter dieser vermeintlichen Selbstbestimmung stehen.
Schönheit wird hier zur Maske der Anpassung.

Die gleiche Frau – in Bewegung, in Glitzer, im Licht der Disco. Augen geschlossen, scheinbar frei, hingebungsvoll.
Doch auch dieser Moment ist Inszenierung.
Die Pose, das Setting, das Licht – alles folgt einer Choreografie, die vorgibt, was Befreiung zu sein hat.
Freiheit wird konsumierbar gemacht, inszeniert und normiert.
Es ist ein Moment des Rauschs – und eine Flucht vor der Tiefe.

Die dritte Aufnahme bricht mit den anderen.
Kein Posing, kein Schein, keine Ablenkung.
Die Frau sitzt auf einem Motorrad, selbstbewusst, ruhig, direkt.
Hier entsteht ein anderer Raum: einer, der nicht beobachtet, sondern getragen ist von Eigenständigkeit.
Das Motorrad steht nicht nur für Mobilität, sondern für die Möglichkeit, sich selbst die Richtung zu geben.
Diese Haltung verweigert sich der Ästhetik der Anpassung.
Sie steht für eine Freiheit, die nicht glänzt – aber trägt.

Die Arbeit wurde am 10.9.2025 im „The Style Researcher – Lifestyle & Fashion No. 22“ veröffentlicht.